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Balsam für die Seele – und Nahrung fürs Gehirn?

Foto: Jonas Mohamadi/Pexels

29.01.2021

Die viel diskutierte Macht der Klänge: Musik und ihre Auswirkung auf unsere Aufmerksamkeits- und Gedächtnisleistung

Morgens im Bad, bei der Autofahrt, auf Festen, beim Entspannen oder auch mal unter der Dusche: Musik umgibt die meisten von uns täglich. Sie macht gute Laune, lässt uns erschauern, weckt Erinnerungen oder ist einfach nur eine schöne Ablenkung vom Alltag. Ob Musik sogar noch mehr als das kann und uns tatsächlich beim Lernen und Denken hilft, damit haben sich schon einige Studien befasst.Die Mär vom Mozart-EffektWer beim Lernen klassische Musik hört, steigert seine Denkleistung – so jedenfalls lautet eine landläufige These. Auslöser dafür sollen die Harmonien sein, welche die Strömungen in unserem Gehirn so anregen, dass es uns leichter fällt, komplexe Denkaufgaben zu lösen. Dieses Konzept des sogenannten Mozart-Effekts wurde erstmals vom französischen Forscher Alfred Tomatis beschrieben. Er beruft sich auf eine Forschungsarbeit an der University of California aus dem Jahr 1993: In der Studie bearbeiteten 36 Studenten in je drei Sitzungen mehrere Aufgaben eines Intelligenztests.Dabei hörten die Probanden im ersten Durchlauf Mozarts Sonate D-Dur, daraufhin eine Entspannungsmusik und schließlich arbeiteten sie zehn Minuten in völliger Stille. Laut der Forscher schnitten die Teilnehmer nach dem Anhören des Mozartstücks im Hinblick auf ihre kognitiven Leistungen deutlich besser ab als nach den anderen Sitzungen. Die Wissenschaftler folgerten daraus, dass die klassische Musik das Lern- und Denkvermögen steigern kann.


Allerdings sind diese Schlussfolgerungen und die abgeleitete Hypothese eines Mozart-Effekts bis heute stark umstritten, unter anderem, weil in der Originalstudie einige Angaben zu den Bedingungen und Details des Experiments fehlten. Dennoch verbreiteten sich die Studienergebnisse rasant: Die Schallplattenumsätze für Werke von Mozart stiegen an, in Schulen wurde den Kindern Mozart beim Lernen als Hintergrundmusik vorgespielt und mancherorts bekamen Eltern zur Geburt eines Babys eine CD des Komponisten geschenkt.

Positiv gestimmt und motiviert

Obwohl umstritten bzw. teilweise sogar widerlegt, wird der Mozart-Effekt immer wieder zitiert, wenn über mögliche positive Auswirkungen von Musik diskutiert wird.

Experten vermuten heute, dass die positive Stimmung, die Musik generell auslöst, Ursache für bessere Denkleistungen sein kann. Denn wer positiv gestimmt ist, ist meist per se zu besseren Leistungen fähig. Außerdem gehen Wissenschaftler davon aus, dass Musik das Sozialverhalten und die Konzentrationsfähigkeit verbessern kann.

Höhere Hirnaktivität durch Musizieren

Ob aktives Musizieren unsere Denkleistung verändern kann, das wiederum untersuchte kürzlich ein internationales Forscherteam um Leonie Kausel von der Päpstlichen Katholischen Universität von Chile bei Kindern. Für ihre Studie testeten die Wissenschaftler die Aufmerksamkeit und das Arbeitsgedächtnis von 40 chilenischen Kindern im Alter von zehn bis 13 Jahren – 20 davon spielten seit mindestens zwei Jahren intensiv ein Instrument, die 20 Kinder der Kontrollgruppe hatten lediglich Musikunterricht nach Lehrplan.

Das Team dokumentierte im Zuge der Tests zum einen die Präzision der Antworten und die Reaktionszeit, zusätzlich zeichneten sie die Hirnaktivität der Kinder auf. Das Ergebnis: Die musikalisch trainierten Kinder zeigten eine höhere Aktivität bestimmter Hirnregionen und dadurch auch eine bessere Aufmerksamkeits- und Gedächtnisleistung.

„Der nächste Schritt des Projekts besteht darin, die Ursachen für diese Mechanismen zu ermitteln“, so Leonie Kausel. „Wir streben auch eine Langzeitstudie über die musikalische Ausbildung bei Kindern an.“ Nach Ansicht der Forscher ist es in jedem Falle sinnvoll, Kindern ein Instrument beizubringen. „Ich bin jedoch der Meinung“, so Kausel, „dass Eltern ihre Kinder nicht nur anmelden sollten, weil sie erwarten, dass dies ihre kognitiven Funktionen fördert, sondern auch, weil es eine Aktivität ist, die ihnen Freude bereitet und ihnen die Möglichkeit bietet, eine universelle Sprache zu lernen.“