Lade Inhalte...
BEZAHLTE ANZEIGE

Ein Viertel der Schüler wählten Ethikunterricht

Die mit Abstand meisten Ethik-Schüler gab es in Wien. Foto: colourbox

07.01.2022

Schüler der fünften Klasse AHS und ersten Klasse BMHS können seit diesem Schuljahr zwischen Religions- und Ethikunterricht wählen

Seit diesem Schuljahr müssen Schüler der fünften Klasse AHS und der ersten Klasse BMHS (Berufsbildende mittlere und höhere Schulen) entweder in Religionsunterricht oder Ethikunterricht gehen. Fast 25 Prozent der mehr als 70.000 Jugendlichen des betreffenden Jahrgangs besuchen im ersten Jahr das Fach Ethik. Die mit Abstand meisten Ethik-Schüler gab es in Wien (45 Prozent) und Vorarlberg (44), nach Schulformen waren es die meisten an den AHS (32 Prozent).Die hohen Anteile in Wien und Vorarlberg seien vor allem auf die in diesen Bundesländern höhere Zahl an Schülern ohne religiöses Bekenntnis zurückzuführen, hieß es aus dem Wiener Erzbischöflichen Amt für Schule und Bildung gegenüber der Kathpress. Die Abmeldequoten vom katholischen Religionsunterricht lägen außerdem in den AHS und vor allem aber in den Berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) über dem österreichweiten Durchschnitt. Die Schulen in Wien und Vorarlberg seien zudem „von einer großen religiösen Diversität geprägt“, sagt die Leiterin der Abteilung für Rechtsangelegenheiten Birgit S. Moser-Zoundjiekpon. 

Ebenfalls überdurchschnittlich viele Schüler im Ethikunterricht gab es in Niederösterreich (36 Prozent) und Oberösterreich (29). Jeweils 26 Prozent waren es in Salzburg und Kärnten, 25 Prozent in Tirol. Am geringsten war das Interesse vorerst im Burgenland (17) und der Steiermark (16). Nach Schultypen war die Nachfrage auch an den Handelsschulen und Handelsakademien überdurchschnittlich hoch (30). An den humanberuflichen Schulen (Lehranstalten für Tourismus, Soziale und Wirtschaftliche Berufe) waren es 19 Prozent, an den technischen und gewerblichen mittleren und höheren Schulen 18 Prozent und an den Bildungsanstalten für Elementarpädagogik 12 Prozent.

Der damalige Bildungsminister Heinz Faßmann sah die Zahlen als Beleg für eine erfolgreiche Einführung des neuen Fachs. „Der langjährige Schulversuch ist damit in der Regelschule angekommen“, sagte er in einer schriftlichen Stellungnahme. Vor diesem Schuljahr wurde Ethik lediglich an 233 AHS und BMHS als Schulversuch für jene angeboten, die konfessionslos oder vom Religionsunterricht abgemeldet sind. Mit Herbst wurde Ethik als „Ersatzpflichtfach“ ins Regelschulwesen übernommen. Gestartet wurde mit den neunten Schulstufen, im Jahr darauf folgen die neunten und zehnten usw. Der Endausbau soll 2025/26 erreicht sein.

Option „Freistunde“ entfällt

Schüler, die konfessionslos sind bzw. bisher von Religion abgemeldet waren, hatten bisher während des Religionsunterrichts eine Freistunde. Diese Option fällt nun durch die Einführung des „Ersatzpflichtfachs“ weg. Wie viele nun als „Alternative zum Kaffeehaus“ (Faßmann) Ethikunterricht gewählt haben und wie viele Religion, konnte man im Bildungsministerium mangels Daten allerdings nicht sagen. Auch in welchem Ausmaß konfessionslose Schüler, die bisher freiwillig am Religionsunterricht teilgenommen haben, nun in den Ethikunterricht gewechselt sind, ist vorerst unklar. Erfahrungen an Standorten mit dem Schulversuch Ethik hätten allerdings gezeigt, dass mit der Einführung des Ersatzpflichtfachs auch die Zahl der Schüler im Religionsunterricht gestiegen sei, hieß es aus dem Bildungsministerium.

Konkrete Zahlen gibt es von der katholischen Kirche. Demnach nahmen zuletzt 91 Prozent der katholischen Schüler am katholischen Religionsunterricht teil, konkret waren das rund 586.000 der insgesamt 1,13 Millionen Schüler. Zusätzlich haben mehr als 24.300 Schüler ohne religiöses Bekenntnis freiwillig katholischen Religionsunterricht besucht.