Lade Inhalte...
BEZAHLTE ANZEIGE

Wie geht es jungen Menschen in Zeiten multipler Krisen?

Die Perspektiven von Jugendlichen waren zentrales Thema der Diskussionen. Foto: Unsplash

23.02.2023

Bedeutende Fragen wie diese wurden bei sechs Jugend-Dialogtreffen in Oberösterreich diskutiert.

Corona-Pandemie, Klimakrise, russischer Angriffskrieg auf die Ukraine und explodierende Lebenserhaltungskosten: Die vergangenen Jahre waren herausfordernd. Jugendliche mussten auf vieles verzichten und waren oftmals isoliert.

Wie geht es den jungen Menschen? Welche Zukunftsperspektiven, Hoffnungen und Wünsche haben sie und wie gelingt der Start in die Arbeitswelt? Die AK Oberösterreich lud zu sechs Jugend-Dialogtreffen ein, um diese Fragen zu diskutieren. 181 Jugendarbeiter und Jugendarbeiterinnen aus verschiedenen Organisationen und Projekten folgten der Einladung. Die Experten arbeiten mit Jugendlichen in arbeitsmarktpolitischen Angeboten am Übergang von der Schule zur Arbeitswelt zusammen. Sie unterstützen junge Menschen dabei, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen und wissen, wo gerade der Schuh drückt und was die Jugendlichen beschäftigt.

Beziehungsarbeit ist Schlüssel

Vor allem die Covid-19-Krise hat bei den Jugendlichen Spuren hinterlassen und führte oftmals zu Perspektivenlosigkeit. Das ist eine der zentralen Erkenntnisse der Jugend-Dialogtreffen. Bei manchen mündeten die Sorgen und Ängste in Depressionen.

Die Jugendarbeiter stellen außerdem fest, dass die Anzahl an Jugendlichen mit Suizidgedanken steigt. Niederschwellige Therapieangebote seien laut den Experten das Um und Auf. Der Schlüssel, um einen Zugang zu den Jugendlichen zu finden und sie zu unterstützen, sei Beziehungsarbeit.

Ein Teilnehmer des Jugend-Dialogtreffens in Traun schildert: ,,Es tut den Jugendlichen gut, wenn man eine Beziehung zu ihnen aufbauen kann, ohne gleich Erwartungen an sie zu stellen. Allerdings gibt es Grenzen, wo es notwendig ist, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen." Zudem bräuchten auch Eltern gezielte Unterstützungsangebote, wenn sie ihren Kindern selbst nicht mehr weiterhelfen können.

Botschaft an die Politik

An die Politik haben die Jugendarbeiter eine konkrete Botschaft. Entscheidungsträger sollten sich die Angebote selbst ansehen und ins direkte Gespräch mit den Jugendlichen kommen, um sich ein Bild zu machen.

AK-Präsident Andreas Stangl plädiert: ,,Das Land OÖ muss mehr Geld in die Hand nehmen und in die Zukunft der Jugendlichen investieren. Die jungen Menschen können eine gute Zukunft vor sich haben. Mit einem Beruf, der zu ihnen passt und sozialer Absicherung. Ihnen die nötige Starthilfe und Rückhalt zu geben, ist eine gewinnbringende Investition für alle."

Um Jugendliche besser unterstützen zu können, braucht es aus der Sicht der Arbeiterkammer:

- Den flächendeckenden und massiven Ausbau kostenloser psychosozialer Angebote. 
- Den Ausbau sozialraumorientierter, aufsuchender Jugendarbeit, um Jugendliche zu motivieren, die Ausbildung fortzusetzen. 
- Eine zentrale, niederschwellig nutzbare, gut beworbene Beratungsstelle, die an alle vorhandenen Unterstützungsmöglichkeiten vermittelt. 
- Qualitätssicherung in der dualen Lehrausbildung: Bei der betrieblichen Lehrstellenförderung brauche es eine Förderschiene für Betriebe, die sozial benachteiligten Jugendlichen eine Chance geben, niedrige Lehrabbruchsquoten haben und qualitätsvoll ausbilden. stellenförderung Die betriebliche Lehrkönnte zum Beispiel auch präventive psychosoziale Angebote im Betrieb fördern. 
- Freifahrt und Jugendticket-Netz" für alle Jugendlichen in Ausbildung - auch für jene, die sich in Produktionsschulen, Berufsorientierungskursen und Stabilisierungsprojekten befinden. 
- Verstärkte Angebote zur Berufs- und Bildungswegorientierung. 
- Kostenloses Nachholen von Lehrabschlüssen sowie die Übernahme der Kosten für die Prüfungsgebühren im zweiten Bildungsweg und-analog zur Regelung für Lehrlinge - auch für allfällige Wiederholungsprüfungen.
Vorbereitungsunterlagen für die Prüfung sollen generell kostenlos zur Verfügung gestellt werden.

WAS LEHRLINGE IN ÖSTERREICH WIRKLICH WOLLEN

Ein erfreuliches Stimmungsbild zeigt sich unter den Lehrlingen in Österreich bei einer durch das Market-Institut im Auftrag der Wirtschaftskammer Österreich durchgeführten Umfrage.

Demnach stellt sich heraus, dass 73 Prozent von ihnen mit der eigenen Lehrstelle (sehr) zufrieden sind, 74 Prozent würden sich jederzeit wieder für eine Lehre entscheiden. Gefragt nach ihren Wünschen gibt fast die Hälfte (47 Prozent) an, gerne mehr Anerkennung und Respekt für die Lehre als Ausbildung zu haben.

44 Prozent der Befragten wünschen sich mehr Möglichkeiten, im Beruf höhere Bildungsabschlüsse zu erwerben. 85 Prozent sehen aber sehr wohl Chancen für Ausbildungen wie die Meisterprüfung, die Matura oder ein Studium. Über die Hälfte (53 Prozent) wollen auch ganz konkret nach der Lehre weitere Ausbildungen machen.

79 Prozent der Lehrlinge finden, dass sie mit der Lehre besser auf das Arbeitsleben vorbereitet sind als nach der Schule und dass man als Lehrling im Berufsleben interessante Aufgaben bekommt. Gute Verdienstchancen sehen 71 Prozent.

Fast ein Viertel (24 Prozent) der Lehrlinge hätte gerne noch viel mehr digitale Inhalte bei der Ausbildung dabei. 61 Prozent sind (sehr) interessiert, über Online-Plattformen zu lernen. Bereits zwei Drittel (66 Prozent) der Betriebe kamen diesem Wunsch auch nach und setzten im Vorjahr digitale Medien in der Ausbildung ein. Im Jahr davor lag der Wert noch bei 57 Prozent.

Das Verhältnis zum Chef wird zu 80 Prozent als positiv gesehen. 75 Prozent orten gute Berufschancen im Unternehmen nach Abschluss der Lehre und 73 Prozent geben an, dass ihre erbrachte Leistung auch anerkannt wird.