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Mit erkennbarem Fortschritt wächst Motivation

Eva-Maria und Gerald Infanger entwickelten eine App, die zum Lernen der Mathematik motiviert. Fotos: Infanger

12.01.2021

Der Hohenzeller Gerald Infanger setzt sich dafür ein, Schülerinnen und Schüler für die Mathematik zu begeistern, und entwickelte dazu eine eigene App.

Nach dem Lehramtsstudium für Mathematik und Theologie unterrichtete Gerald Infanger drei Jahre, studierte nebenbei Psychologie und machte sich dann mit einem Nachhilfeinstitut selbstständig.Schon während des Studiums gaben er und seine Frau Eva-Maria Nachhilfeunterricht, wodurch sie Schülerinnen und Schüler sowie ihre Lernprobleme gut beobachten konnten.Smartphone ist immer dabei2014 – während seines Unterrichtspraktikums – stellte der Hohenzeller fest, dass es Schülerinnen und Schüler gibt, die man mit den gängigen Unterrichtsmaterialien einfach nicht erreichen kann.     

Er probierte verschiedene Online-Tools, doch auch diese wurden nicht angenommen. Weil sich die Jugendlichen aber begeistert und intensiv mit ihren Smartphones beschäftigten, begannen die beiden, nach Möglichkeiten zu suchen, die Mathematik den Schülerinnen und Schülern über das Handy näherzubringen.

„Dabei hat sich herausgestellt, dass es praktisch kein Angebot gibt. Also haben meine Frau und ich – gemeinsam mit einem befreundeten Programmierer – eine eigene App entwickelt. Sie sollte das Mathe-Lernen deutlich verändern“, erklärt Infanger. Wesentliche Vorgaben für die App waren der einfache Aufbau und die einfache Bedienbarkeit, vor allem aber sollten die Anwender möglichst viele positive Rückmeldungen erhalten. Wer mehrere richtige Antworten gibt, wird zum Beispiel mit Smileys ausgezeichnet und für „Streaks“ belohnt. 2015 ging die erste Demo-Version online, seither wurde die App ständig verbessert. In der kostenlosen Variante stehen ein paar Hundert Fragen zur Verfügung. Der gesamte Lehrstoff wird durch ein Abo zugängig, wobei das Jahres-Abo rund 20 Euro kostet. Mehr Infos unter: www.mathearena.com

Die App begleitet die Schülerinnen und Schüler ab der achten Schulstufe bis hin zur Matura, wobei nahezu der gesamte Stoff, der für die Zentralmatura relevant ist, abgedeckt wird. Aktuell fehlen noch einige wenige Kapitel wie Differenzialgleichungen.

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Die App informiert sofort, ob eine Aufgabe richtig gelöst wurde.

Technik und Psychologie

Wesentlich für eine sinnvolle App sind zwei Bereiche, erklärt Gerald Infanger: „Die eine Seite betrifft die Technik. Die App muss gut funktionieren. Der zweite Bereich ist das Konzept dahinter. Damit wollen wir einen Mehrwert schaffen, denn es geht nicht nur um das Mathematikwissen, wir haben uns auch lernpsychologisch damit auseinandergesetzt“, betont der Entwickler.

Anwender werden zuerst mit einfachen Fragen konfrontiert. Im Hintergrund läuft ein Algorithmus, der die Lernschwierigkeit adaptiert. Mit vielen richtig beantworteten Fragen erreicht man einen höheren Level und kann sich so gewissermaßen spielerisch steigern. „Das sehen wir als entscheidenden Grund für das positive Feedback, das wir erhalten“, sagt der Pädagoge, der den Aufwand für die Entwicklung der App insgesamt als sehr hoch beurteilt, auch weil es kaum Vergleichbares gibt.

„Es gibt zwar Theoriekonzepte, die sich mit E-Learning beschäftigen, und ein derartiges Konzept haben wir eben in die Praxis umgesetzt. Wobei die Mathe-App in Österreich einzigartig ist, denn Adaptive Mathematik-Apps, die sich dem Lernniveau anpassen, gibt es bisher – jedenfalls in Österreich – nicht“, so Gerald Infanger.

„Warum?“ – eine Frage, die Lernwelten erschließt

Probleme beim Lernen sieht Gerald Infanger oft darin begründet, dass es Schülerinnen und Schülern schwer fällt, Verknüpfungen herzustellen.

„Es geht darum, herauszufinden, warum man etwas lernt. Die Frage nach dem ‚Warum?’ ist ganz essenziell, damit man neuen Stoff versteht und auch langfristig speichern kann“, erklärt Gerald Infanger und betont: „Uns ist Nachhaltigkeit beim Lernen sehr wichtig. Man lernt nicht gerne und auch nicht gut, wenn es nur darum geht, eine Prüfung zu bestehen. Vielmehr kommt es darauf an, Interesse zu entwickeln, Zusammenhänge zu erkennen und Motivation zu fördern. Um die intrinsische Motivation voranzutreiben, ist es wichtig, den Lernenden zu zeigen, dass sie etwas können. Wenn Fortschritte erkennbar werden, wächst auch die Motivation.“

Der eigene Weg führte Gerald Infanger ziemlich geradlinig hin zur Förderung von Jugendlichen, die beim Lernen mit besonderen Herausforderungen konfrontiert sind.

Eigene Lernschwierigkeiten haben ihn jedoch dazu nicht bewogen: „Ich hatte keine Probleme mit dem Lernen. Bildungsgerechtigkeit ist mir wichtig. Das ist es, was mich brennend interessiert.“

Virtuelle Schulpartnerschaften      

eTwinning forciert Kooperationen über die Landesgrenzen hinweg.

Digitale Kompetenzen sind in aller Munde. Das europäische Programm eTwinning forciert bereits seit 15 Jahren virtuelle Schulpartnerschaften über Landesgrenzen hinweg.

Im Oktober erhielten acht Schulen in Österreich das nationale Qualitätssiegel und vier Schulen wurden zusätzlich mit dem nationalen eTwinning-Preis geehrt. Als Teil von Erasmus+ bietet eTwinning allen Pädagogen in Europa – vom Kindergarten bis zur AHS – ein virtuelles Klassenzimmer und eine Vielzahl an Möglichkeiten, sich mit anderen Schulen in Europa auszutauschen. Jährliche eTwinning-Qualitätssiegel zeichnen Schulen aus, die hervorragende Projekte mit hohem pädagogischen Mehrwert durchgeführt haben.

Die nominierten Schulen trafen sich virtuell per Videokonferenz. Als Preis nahmen die Pädagogen und Schüler eine technische Ausstattung für zukünftige Videokonferenzen entgegen. Bildungsminister Heinz Faßmann eröffnete die Online-Preisverleihung mit einer Videobotschaft, in der er betonte, dass die Covid-19-Pandemie zwei Dinge vor Augen geführt hätte: „Globale, länderübergreifende Herausforderungen können nur in länderübergreifender Zusammenarbeit angegangen werden und die Digitalisierung hat sich längst tief in unserem Alltag verankert. Dies hat uns ermöglicht, quasi über Nacht handlungsfähig zu bleiben, obwohl wir nicht mehr an gewohnten Orten wie der Schule zusammentreffen konnten.“

eTwinning leistet einen wichtigen Beitrag für alle österreichischen Schulen zur Umsetzung internationaler und partnerschaftlicher IKT-Schulprojekte. Auf eTwinning.net gibt es ein Bildungsnetzwerk mit europaweit 800.000 registrierten Personen und 205.000 Schulen aus 44 Ländern.