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„Wenn Fortschritte erkennbar sind, wächst auch die Motivation der Schülerinnen und Schüler“

Eva-Maria und Gerald Infanger entwickelten eine App, die zum Lernen der Mathematik motiviert. Fotos: Infanger

29.01.2021

Gerald Infanger setzt sich dafür ein, Schülerinnen und Schüler für die Mathematik zu begeistern, und entwickelte dazu eine eigene App, welche die Arbeitsaufgaben dem Lernniveau anpassen kann.

Nach dem Lehramtsstudium für Mathematik und Theologie unterrichtete Gerald Infanger drei Jahre, studierte nebenbei Psychologie und machte sich dann mit einem Nachhilfeinstitut selbstständig. Schon während des Studiums gaben er und seine Frau Eva-Maria Nachhilfeunterricht, wodurch sie Schülerinnen und Schüler sowie ihre Lernprobleme gut beobachten konnten.        

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Kurze Lerneinheiten mit der Mathe-App sind überall möglich.

Das Smartphone ist immer dabei

2014 – während seines Unterrichtspraktikums – stellte Gerald Infanger fest, dass es Schülerinnen und Schüler gibt, die man mit den gängigen Unterrichtsmaterialien einfach nicht erreichen kann. Er probierte verschiedene Online-Tools, doch auch diese wurden nicht angenommen. Weil sich die Jugendlichen aber begeistert und intensiv mit ihren Smartphones beschäftigten, begannen seine Frau und er nach Möglichkeiten zu suchen, die Mathematik den Schülerinnen und Schülern über das Handy näherzubringen. „Dabei hat sich herausgestellt, dass es praktisch kein Angebot gibt. Also haben meine Frau und ich – gemeinsam mit einem befreundeten Programmierer – eine eigene App entwickelt. Sie sollte das Mathe-Lernen deutlich verändern.“

Wesentliche Vorgaben für die App waren der einfache Aufbau und die einfache Bedienbarkeit, vor allem aber sollten die Anwender möglichst viele positive Rückmeldungen erhalten. Wer mehrere richtige Antworten gibt, wird zum Beispiel mit Smileys ausgezeichnet und für „Streaks“ belohnt.

2015 ging die erste Demo-Version online, seither wurde die App ständig verbessert. In der kostenlosen Variante stehen ein paar Hundert Fragen zur Verfügung. Der gesamte Lehrstoff wird durch ein Abo zugängig, wobei das Jahres-Abo rund 20 Euro kostet. Mehr Informationen dazu gibt es unter www.mathearena.com

Die App begleitet die Schülerinnen und Schüler ab der achten Schulstufe bis hin zur Matura, wobei nahezu der gesamte Stoff, der für die Zentralmatura relevant ist, abgedeckt wird. Aktuell fehlen noch einige wenige Kapitel wie Differenzialgleichungen.

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Die App informiert sofort, ob man eine Aufgabe richtig gelöst hat, und passt den Schwierigkeitsgrad der Fragen ständig an.

Technik und Psychologie

Wesentlich für eine sinnvolle App sind zwei Bereiche, erklärt Gerald Infanger: „Die eine Seite betrifft die Technik. Die App muss gut funktionieren. Der zweite Bereich ist das Konzept dahinter. Damit wollen wir einen Mehrwert das Mathematikwissen, wir haben uns auch lernpsychologisch damit auseinandergesetzt“, betont Gerald Infanger. Anwender werden zuerst mit einfachen Fragen konfrontiert. Im Hintergrund läuft ein Algorithmus, der die Lernschwierigkeit adaptiert. Mit vielen richtig beantworteten Fragen erreicht man einen höheren Level und kann sich so gewissermaßen spielerisch steigern. „Das sehen wir als entscheidenden Grund für das positive Feedback, das wir erhalten“, so der Pädagoge, der den Aufwand für die Entwicklung der App insgesamt als sehr hoch beurteilt, auch weil es kaum Vergleichbares gibt. „Es gibt zwar Theoriekonzepte, die sich mit E-Learning beschäftigen, und ein derartiges Konzept haben wir eben in die Praxis umgesetzt. Wobei die Mathe-App in Österreich einzigartig ist, denn Adaptive Mathematik-Apps, die sich dem Lernniveau anpassen, gibt es bisher – jedenfalls in Österreich – nicht“, so Gerald Infanger.

„Warum?“ – eine Frage, die Lernwelten erschließt

Probleme beim Lernen sieht Gerald Infanger oft darin begründet, dass es Schülerinnen und Schülern schwer fällt, Verknüpfungen herzustellen. „Es geht darum, herauszufinden, warum man etwas lernt. Die Frage nach dem ‚Warum?’ ist ganz essenziell, damit man neuen Stoff versteht und auch langfristig speichern kann“, erklärt Gerald Infanger und betont: „Uns ist Nachhaltigkeit beim Lernen sehr wichtig. Man lernt nicht gerne und auch nicht gut, wenn es nur darum geht, eine Prüfung zu bestehen. Vielmehr kommt es darauf an, Interesse zu entwickeln, Zusammenhänge zu erkennen und Motivation zu fördern. Um die intrinsische Motivation voranzutreiben, ist es wichtig, den Lernenden zu zeigen, dass sie etwas können. Wenn Fortschritte erkennbar werden, wächst auch die Motivation.“

Der eigene Weg führte Gerald Infanger ziemlich geradlinig hin zur Förderung von Jugendlichen, die beim Lernen mit besonderen Herausforderungen konfrontiert sind. Eigene Lernschwierigkeiten haben ihn jedoch dazu nicht bewogen: „Ich hatte keine Probleme mit dem Lernen. Bildungsgerechtigkeit ist mir wichtig. Das ist es, was mich brennend interessiert.“