Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

BEZAHLTE ANZEIGE

Wert des Lebens: Hospiz macht Schule

Mag.a Ute Huemer, Projektkoordinatorin in der Bildungsdirektion OÖ, Gesundheitsreferentin LH-Stv.in Mag.a Christine Haberlander, Monika Brettbacher, Projektleiterin ,,Hospiz macht Schule", Dr.in Christina Grebe, Vorsitzende des Landesverbands Hospiz OÖ, Mag. Michael Pötzlberger, Pädagoge an der HTL Wels Foto: Land OÖ/Daniel Kauder

18.10.2022

Es gibt Themen, mit denen würde man Kinder gerne so lange wie möglich nicht konfrontieren. Solche Themen sind unheilbare Krankheit, Sterben und Tod.

Sie passen auch nicht in unsere Leistungs- oder Spaßgesellschaft, sie werden oft tabuisiert. Doch spätestens beim Sterben eines Freundes oder eines nahen Verwandten werden Kinder und Jugendliche mit der Realität der Endlichkeit des Lebens, des Verlusts eines lieben Menschen, der Trauer und der Hilflosigkeit konfrontiert. ,,Zu einem erfüllten Leben gehört ein würdevoller Tod. Oft passiert das nicht zu Hause, sondern in einem Hospiz. Diese letzte Lebensphase medizinisch und menschlich zu begleiten ist Aufgabe der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Hospiz. Für mich ist das nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung. Diesen Aspekt des Lebens wollen wir sichtbarer machen. Dafür öffnen wir unsere Schulen. Den Schülerinnen und Schülern soll mit diesem Projekt der Wert des Lebens vermittelt werden. Hier setzt das Projekt, Hospiz macht Schule' an, das jetzt gestartet wird. Die große Achtung vor der Hospizarbeit und die hohe Wertschätzung durch die öffentliche Hand in Oberösterreich kann auch daran gemessen werden, dass die Versorgung in diesem Bereich einen hohen Stellenwert hat. Daher begrüßen und unterstützen wir dieses wertvolle Projekt", sagt Gesundheitsreferentin LH-Stellvertreterin Christine Haberlander.

Jugendliche wollen über den Tod reden

,,Die jungen Menschen wollen in vielen Fällen die Tabuisierung von Sterben und Tod eigentlich nicht, im Gegenteil", berichtet Monika Brettbacher von den ersten Erfahrungen mit den Pilotprojekten. In einer Umfrage im Zusammenhang mit ,,Hospiz macht Schule" sagte ein Drittel der Jugendlichen, dass in unserer Gesellschaft zu wenig über Tod, Sterben und Trauer gesprochen werde. Bei den männlichen Jugendlichen waren sogar 50 Prozent dieser Ansicht, und das, obwohl 70 Prozent berichteten, sie hätten schon einen oder mehrere wichtige Menschen in ihrem Leben verloren. Beim Gedanken an das eigene Sterben sagte die überwiegende Mehrheit: ,,Ich möchte mein Leben bewusst gelebt haben." Übrigens auch ein wichtiger Aspekt des Projekts ,,Hospiz macht Schule": den jungen Menschen zu vermitteln, wie wertvoll das Leben ist. ,,Kinder und Jugendliche machen im persönlichen wie auch oft im schulischen Umfeld Erfahrungen mit Trauer und Tod, mit schweren Krankheiten und Sterben. Über solche Erfahrungen sprechen zu können und zwar mit Menschen, die achtsam und professionell damit umgehen, ist eine Chance, diese Erfahrungen auch integrieren zu können. Außer den persönlichen Erfahrungen sind auch Themen wie Pflege, Betreuung bei Krankheit und im Alter gesellschaftlich relevant und beschäftigen die Kinder und Jugendlichen. Daher ist es wichtig, dass die Scheu vor diesen Themen durch das Kennenlernen von Hospiz- und Palliativstrukturen in OÖ gemindert wird. Ich möchte mich an dieser Stelle auch für die gute Zusammenarbeit mit den Projektverantwortlichen bedanken", so Ute Huemer, Projektkoordinatorin in der Bildungsdirektion OÖ.

Konkrete Zielsetzungen des Projekts

,,Hospiz macht Schule" informiert unter anderem über die Endlichkeit des Lebens. Foto: Unsplash
,,Hospiz macht Schule" informiert unter anderem über die Endlichkeit des Lebens. Foto: Unsplash

Die Zielsetzungen von ,,Hospiz macht Schule" sind konkret: den jungen Menschen bewusst machen, dass Sterben, Abschied und Trauer immer wiederkehrende Prozesse im Leben sind; die Kinder und Jugendlichen im Umgang mit Verlusterlebnissen stärken und sie ermutigen, offen mit Tod, Abschied, Trauer und den damit verbundenen Emotionen umzugehen - Sensibilisierung für die Bedürfnisse leidender, sterbender und trauernder Menschen, Information über die Bedeutung von Sterbebegleitung und Hospiz - insgesamt Wege aus der Tabuisierung und Sprachlosigkeit rund um die Themen Sterben und Tod aufzeigen.

Schulen können sich melden

,,Jede Schule, die Interesse an dem Projekt hat, kann sich beim lokalen Hospizvereinmelden. Den Schulen erwachsen keinerlei Kosten", führt die Gesundheitsreferentin aus. Es gibt im Wesentlichen zwei Varianten in der konkreten Durchführung: entweder 3 x 2 Unterrichtseinheiten oder ganze Projekttage. Ein ergänzender Lehrausgang, zum Beispiel auf den örtlichen Friedhof oder zu einem Bestatter, hat sich in den Pilotprojekten als sehr bereichernd erwiesen. Grundsätzlich kann ,,Hospiz macht Schule" auf allen Schulstufen durchgeführt werden, bei Erstklassen aller Schulformen wird es nicht empfohlen, um die Schülerinnen und Schüler in der ,,Eingewöhnungsphase" nicht zu überfordern. Die Lehrerinnen und Lehrer werden in das Projekt voll eingebunden, sie informieren auch die Eltern, zum Beispiel mit einem Elternbrief oder in einem Elternabend.

Ausgebildete Teams

Zu den Unterrichtseinheiten oder Projekttagen kommen-in 2er-Teams - speziell geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der regionalen Hospizbewegungen in die Schule. Sie haben viel Erfahrung in der Begleitung von Menschen in der letzten Lebensphase und diese geben sie an die jungen Leute weiter. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ,,Hospiz macht Schule" verfügen auch über das notwendige Wissen, wie das Thema für die jeweilige Altersgruppe aufbereitet werden muss. Oberösterreich verfügt derzeit über 25 für dieses Projekt ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Herbst 2023 startet ein weiterer Ausbildungslehrgang, damit das Projekt entsprechend ausgeweitet werden kann. Denn bereits jetzt zeigt sich, dass immer mehr Schulen anfragen. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beim Projekt ,,Hospiz macht Schule" sind ehrenamtlich tätig.