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Ein persönlicher Abschied zu Hause

Neben dem Abschied zu Hause kann es auch tröstend sein, die Lieblingsplätze des oder der Verstorbenen aufzusuchen. Foto: Bestattung Dobretsberger

16.10.2023

Trost in der Berührung der Hand oder in den Lieblingsplätzen des oder der Verstorbenen finden. Zudem wäre auch wichtig, einen guten Raum und Rückzugsorte zu schaffen sowie auf Grenzen zu achten

In einer sich verändernden Welt, in der die Feuerbestattungen zunehmen - in Oberösterreich sind es derzeit etwa 70 Prozent -, nimmt das Bedürfnis, sich von Verstorbenen daheim oder im Seniorenheim zu verabschieden, deutlich zu. Das gilt insbesondere dann, wenn die Trauerfeier mit der Urne begangen wird, da in solchen Fällen meist keine Aufbahrung des Sarges am Friedhof stattfindet, wo man sich nochmals direkt am Verstorbenen in seiner Leiblichkeit verabschieden könnte.

Ein besonderer Ort

Das Zuhause ist nicht nur ein physischer Ort, wie Martin Dobretsberger, Landesinnungsmeister der oö. Bestatter, treffend bemerkt: „Ein Zuhause ist viel mehr als nur eine Wohnung oder ein Ort - ein Zuhause ist immer auch ein Schmelztiegel von Erlebnissen und Erinnerungen. Es ist ein Ort des gemeinsamen Lebens.“ Hier hat das gemeinsame Leben stattgefunden, hier sind die Geschichten entstanden. Sich in dieser vertrauten Umgebung von einem geliebten Menschen zu verabschieden, erlaubt einen intimeren und persönlicheren Abschied. Die eigene Umgebung bietet ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit, das in einem öffentlichen Raum wie einem Friedhof oft fehlt.

Mit persönlichen Gegenständen des Verstorbenen wird eine respektvolle Atmosphäre geschaffen. Foto: Unsplash
Mit persönlichen Gegenständen des Verstorbenen wird eine respektvolle Atmosphäre geschaffen. Foto: Unsplash

Die wichtige Bedeutung der Berührung

Die Möglichkeit, einen geliebten Verstorbenen zu berühren, spielt eine zentrale Rolle im Prozess des Abschiednehmens. Martin Dobretsberger beschreibt dieses Gefühl sehr berührend: „Eine Hand zu halten, ist wohl die intimste Art zu sagen: Du bist nicht allein - ich bin bei dir! Das gilt auch dann noch, wenn der Mensch, dessen Hand wir halten, gestorben ist.“

Für viele Menschen kann das Fühlen der kühlen Haut, das Berühren des Gesichts oder das Halten der Hand, ein Weg sein, die Realität des Todes zu akzeptieren und zu verarbeiten. Es ist ein physisches Begreifen des Abschieds. Doch es ist wichtig zu betonen, dass dies eine sehr persönliche Entscheidung ist. Jeder sollte selbst entscheiden, ob und wie er sich verabschieden möchte. Was für einen Menschen richtig ist, muss für andere nicht ebenso passend sein.

Gemeinsam zu trauern gibt emotionalen Halt. Foto: Unsplash
Gemeinsam zu trauern gibt emotionalen Halt. Foto: Unsplash

Abschied in Würde

Die Kleidung, in der ein Verstorbener aufgebahrt wird, ist nicht nur ein Zeichen der Achtung und des Respekts. Sie reflektiert auch die Persönlichkeit des Verstorbenen und gibt dem Abschied eine gewisse Würde. Martin Dobretsberger hebt die Wichtigkeit der Kleidung hervor: „Die Kleidung ist immer auch Ausdruck unserer Persönlichkeit und fester Bestandteil der Würde eines Menschen.“ Es erinnert an bestimmte Momente im Leben des Verstorbenen und repräsentiert einen Teil seiner Identität. Es ist ein letzter - oftmals bleibender - Eindruck, den verstorbenen Menschen in seiner bzw. ihrer Kleidung zu sehen, die vertraut ist und die Persönlichkeit repräsentiert. So bleibt der tröstliche Umstand in Erinnerung, dass der verstorbene Mensch das Haus so verlässt, wie er es auch zu Lebzeiten verlassen hat.

Abschließend lässt sich sagen, dass der Abschied zu Hause eine tief greifende und heilende Erfahrung sein kann. Es ermöglicht den Hinterbliebenen, sich in einer vertrauten Umgebung und in ihrem eigenen Tempo zu verabschieden. Dies kann helfen, den Verlust besser zu verarbeiten und einen Raum für Erinnerungen, Liebe und Akzeptanz zu schaffen.

Es ist ein Abschied, der sowohl den Körper als auch die Seele ehrt und den Übergang des geliebten Menschen in das Reich der Erinnerung begleitet.

PRAKTISCHE TIPPS FÜR EINEN ABSCHIED ZU HAUSE

Guten Raum schaffen: Es ist empfehlenswert, dass der Raum, in dem der Verstorbene aufgebahrt wird, ruhig und respektvoll gestaltet ist. Kerzen, Blumen oder persönliche Gegenstände können helfen, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen.

Rückzugsorte schaffen: Abschied braucht immer auch Zeiten der Ruhe und so ist es auch im eigenen Zuhause. Tee, Kaffee oder etwas zu trinken in einem separaten Raum bereitzustellen, in den man gehen kann, wenn man etwas Abstand oder Zeit für sich benötigt, erleichtert den Abschied in den eigenen vier Wänden. Zeit nehmen als Familie: Auch wenn ein Todesfall manchmal absehbar ist, so können wir uns nur schwer auf die emotionale Ausnahmesituation vorbereiten. „Das Wichtigste ist, sich die Zeit zu nehmen, die einem selbst gut tut, und auch andere Angehörige einzuladen, sich zu verabschieden, die eventuell nicht vor Ort sind“, so Martin Dobretsberger. Denn diese Gemeinschaft in der Familie ist es, die uns emotionalen Halt gibt.

Auf Grenzen achten: Es ist wichtig, auf die eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu achten. Man kann den Verstorbenen berühren, wenn man das möchte, soll sich selbst oder andere aber keinesfalls unter Druck setzen.