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Die mystische Zeit zwischen den Jahren

Seit jeher gelten Raunächte als heilige Zeit. Foto: Pexels

25.11.2022

Raunächte gelten als sogenannte Losnächte im kommenden Jahr.

Noch immer ist die Zeit zwischen Weihnachten und dem 6. Januar eine besondere Zeit. Die Arbeit ruht größtenteils, die Familien sind zusammen. Früher sprach man von den Raunächten. Diese zwölf Nächte zwischen Weihnachten bzw. Wintersonnenwende und dem Dreikönigstag gelten seit jeher als heilige Zeit. Sie stehen symbolisch für die zwölf Monate im neuen Jahr und sagen jeweils die Ereignisse im zugeordneten Monat vorher, deshalb werden sie auch ,,Losnächte" (losen vorhersagen) genannt. Es ist eine Zeit der Stille, der Schau nach innen, der Rückschau auf das alte Jahr und der Vorschau auf das kommende Jahr. Diese Zeit ist hervorragend geeignet, einen Blick in die Zukunft zu werfen, Prognosen zu stellen. Der Begriff ,,Raunächte" kommt von rau (wild), von Rauch oder Räuchern (,,Rauchnächte") und mittelhochdeutschen vom Wort rûch (haarig, pelzig), damit ist das Aussehen der Dämonen gemeint, die zu dieser Zeit ihr Unwesen treiben. Sie haben ihre Wurzeln in der germanischen und keltischen Tradition und rühren aus der Differenz der Tage im Sonnenjahr (365 Tage) und dem Mondjahr (354 Tage). Um diese Differenz auszugleichen, fügten die Kelten elf Schalttage (und damit zwölf Nächte) ein, die quasi ,,nicht existent" sind und in denen die Gesetze der Natur außer Kraft gesetzt sind und die Tore zur,,anderen Welt" offenstehen.

Rund um die sogenannten Raunächte ranken sich Weissagungen, Bräuche und Rituale, die teilweise viele Jahrhunderte alt sind. Entstanden sind die zwölf Raunächte zwischen Heiligabend und dem Dreikönigstag in einer Zeit, in der Naturphänomene nicht wissenschaftlich erschlossen waren und die Dunkelheit nur schwer zu vertreiben war. Damals gab es kein elektrisches Licht, sodass die Dunkelheit viel gravierender erlebt wurde.

Ein wichtiger Grund war wohl, dass die Weihnachtszeit seit jeher eine arbeitsfreie Zeit war. Die Menschen kamen zusammen, haben gefeiert und sich Geschichten erzählt. Auch Geschichten von unheimlichen Begegnungen in der Dunkelheit. Soglaubten die Menschen, dass während der Raunächte viele Geister unterwegs seien.

Der Percht als Göttin der Raunächte wurde eine besondere Bedeutung beigemessen. Sie sollte laut Volksglauben darüber wachen, dass die Menschen nicht arbeiten und zur Ruhe kommen. Vor allem im Alpenland war es Brauch, diese Gestalten, die sich mit der Dunkelheit anlegen, auch mit Masken und Glocken darzustellen. Doch die Raunächte sollten den Menschen auch als Orakel dienen. Die zwölf Tage zwischen Weihnachten und Dreikönig als altem Jahresbeginn wurden für die Wetterprognose mit den zwölf Monaten analog gesetzt. Für die Menschen damals war das sehr wichtig. Sie waren ganz massiv abhängig von Klima und Wetter. Es wurde sehr genau beobachtet. Was ist von den altertümlichen Raunächten heute noch geblieben? Viele Bräuche praktizieren wir heute in anderer Form. Bräuche verändern sich, weil sie immer etwas mit der aktuellen Lage einer Gesellschaft zu tun haben.

Räucherzeremonien

Räuchern ist ein fester Bestandteil der Raunächte, um die magische Atmosphäre zu reinigen und sich vor schädlichen Energien und Einflüssen zu schützen. Diese energetische Reinigung der Räume erfolgt mit Weihrauch, Zedernholz oder Salbei. Das Räuchern von Haus und Hof ist eines der ältesten Rituale und wird besonders zur Weihnachtszeit angewendet. Es dient der Reinigung, soll vor Bösem schützen und Segen und Gesundheit ins Zuhause bringen.

Die wichtigsten Raunächte sind die Weihnachtsnacht, die Silvesternacht und die Nacht vor Dreikönig. Das Verräuchern von Kräutern und Harzen begleitet die Menschheit seit Urzeiten und wird bereits in den Büchern Moses erwähnt. Im Mittelalter wurde in Seuchezeiten intensiv geräuchert, vor allem mit Wacholder, dem eine stark desinfizierende Wirkung zugesprochen wird. So ist das Verräuchern von Harzen (Weihrauch) und Kräutern (Johanniskraut, Lavendel, Königskerze...) stimmungsaufhellend und keimtötend. Wenn man durch ein geräuchertes Haus geht, hat man ein Gefühl der Frische und des Wohlbefindens. Räuchern hat also, richtig angewandt, eine positive Wirkung auf Körper und Psyche. Wichtig ist, sich die Absicht beim Räuchern bewusst zumachen: Möchte ich um Segen bitten, möchte ich danken? Will ich räuchern, um eine gute Stimmung zu erzeugen, oder war ein unangenehmer Besuch da? Will ich die Familie um mich scharen, dann werde ich etwas verräuchern, das Wohlgerüche erzeugt wie Lavendel, Fichte, Tanne, Orangenschalen, Nelken und Zimt. Letztere hat schon Hildegard von Bingen empfohlen, ebenso Weihrauch und Myrrhe.

Weihrauch und Myrrhe brachten die drei Weisen aus dem Morgenland dem neu geborenen Messias in Betlehem dar. Der Weihrauch ist das Ätherische, er schafft die Verbindung nach oben. Die Myrrhe ist erdend und schafft die Verbindung zu Mutter Erde. Beide zusammen sind eine wunderbare Kräutermischung. Weihrauch wirkt schmerzlindernd und stimmungsaufhellend, Myrrhe entzündungshemmend, entgiftend und sogar krebshemmend.