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„Wir wollen den dörflichen Charakter bewahren“

Foto: Gemeindeamt Ort im Innkreis

03.03.2022

Walter Reinthaler, Bürgermeister von Ort im Innkreis, über Lösungsansätze für den Verkehr sowie Nachhaltigkeits- und Bauprojekte.

Das Thema Verkehr beschäftigt Gemeinden und Städte seit Jahren. Gibt es in Ihrer Gemeinde Verkehrsprobleme und welche Maßnahmen erachten Sie als sinnvoll, um diese in den Griff zu bekommen?Bürgermeister Walter Rheintaler: Durch die Lage an der Auffahrt zur Innkreisautobahn in Richtung Linz bzw. Passau, aber auch durch die vielen Arbeitsplätze in der Region ist die Gemeinde Ort sowohl im Ortszentrum als auch in der Ortschaft Osternach stark mit Durchzugsverkehr aus dem Pramtal belastet. Dieses bereits jetzt hohe Verkehrsaufkommen wird mit Sicherheit durch den geplanten Wirtschaftspark Reichersberg, der unmittelbar an unsere Gemeindegrenze anschließt, steigen. Gemeinsam mit der Gemeinde St. Martin im Innkreis und Aurolzmünster fordert die Gemeinde Ort hier von den Entscheidungsträgern in Linz im Zuge der Errichtung des Wirtschaftsparks Verkehrslösungen, die über die geplanten fünf Ampelkreuzungen an der B 143 hinaus merkbare Verbesserungen für die Bevölkerung in unseren Gemeinden bringt. Im Ortsteil Osternach könnte im Bereich der Ortseinfahrt aus Richtung Lambrechten kommend ein so- genannter Fahrbahnteiler zu einer Verminderung der Fahrgeschwindigkeit beitragen. Weiters sollten die Einhaltung der Geschwindigkeiten wesentlich mehr überwacht werden.

Was bietet Ihre Gemeinde Menschen, die sich auf der Suche nach erschwinglichem Wohnraum im Ort ansiedeln wollen?

In unserer Gemeinde wurde Ende 2020 das Projekt „Junges Wohnen“ von der ISG mit Unterstützung der Wohnbauabteilung des Landes OÖ umgesetzt und 18 Wohnungen an junge Menschen zu erschwinglichen Mietbedingungen übergeben. Gerade jetzt beginnt die ISG wieder mit der Errichtung von 20 Mietwohnungen, die im Herbst 2023 bezugsfertig sein sollen. Aber auch private Investoren errichten bzw. planen aktuell die Errichtung von Miet- und Eigentumswohnungen in Ort. Nähere Informationen für Interessenten gibt es am Gemeindeamt Ort. Private Baugrundstücke sind aktuell leider kaum verfügbar.

Je mehr gebaut wird, desto größer wird das Bedürfnis nach Parks und Erholungsflächen. Wie positioniert sich Ihre Gemeinde diesbezüglich?

Für die Kinder unserer Gemeinde stehen in unseren Hauptortschaften Ort und Osternach zwei Kinderspielplätze zur Verfügung. Es gibt Tennisplätze und einen Beachvolleyballplatz. Der Weg entlang der Antiesen lädt zu allen Jahreszeiten zu Spaziergängen im Nahbereich des Ortszentrums ein. Der Vitalwanderweg der Naturfreunde führt vom Ortsplatz in Richtung der Ortschaft Osternach und auf Wald und Wiesenweg wieder zurück.

Wodurch punktet Ihre Gemeinde als wichtiger Wirtschaftsstandort?

Die Lage an der Autobahnauffahrt der A 8 ist sicherlich für die Entwicklung des Wirtschaftsstand- und Leistungsstandorts Reichersberg/St. Martin/ Ort entscheidend. Obwohl Ort im Vergleich zu den Nachbargemeinden Reichersberg und St. Martin nur über kleine Betriebsbaugebiete verfügt, lukrieren wir doch durch die bei uns seit Generationen bestehenden Traditionsunternehmen wie die Firma Fussl, die Spedition Huber-Transporte oder die erst in den letzten Jahren hier ansässig gewordenen Firmen XPS-Stranzinger oder SGL, aber auch durch die vielen kleineren Betriebe und Gewerbetreibenden, beträchtliche Kommunalsteuereinnahmen.

Wie wichtig ist der Tourismus für Ihre Gemeinde?

Das „Woodstock der Blasmusik“ gilt als größtes Blasmusikfestival der Welt und hat seit nunmehr neun Jahren seinen Standort in Ort. Dieses Festival macht unsere kleine Gemeinde weithin für Besucher aus nah und fern bekannt. Während Woodstock befindet sich Ort im Ausnahmezustand. Auch das Osternacher Bauernmuseum ist ein beliebtes Ausflugsziel.

Wie entfaltet sich das Kulturleben in Ihrer Gemeinde?

Neben verschiedenen anderen Vereinen, wie dem Theaterverein, dem Verein zur Erhaltung des Bauernmuseums mit Wein im Museum und den Feuerwehren Ort und Osternach, ist es vor allem die Orter Pfarrmusik, die neben der musikalischen Begleitung von kirchlichen Anlässen mit dem Frühjahrskonzert oder dem Frühschoppen das Kulturleben prägt. Die Orter Pfarrmusik erreichte im Vorjahr beim Bundesblasmusikbewerb im Schloss Grafenegg als Teilnehmer Oberösterreichs den 5. Platz von zehn zur Bewertung angetretenen Musikkapellen. Ein Erfolg, hinter dem viel Probenarbeit steht, herzlichen Glückwunsch!

Stichwort Nachhaltigkeit: Gibt es dazu Projekte in Ihrer Gemeinde?

Das Thema Nachhaltigkeit befasst die Gemeindegremien gerade mit der Planung zur energiesparenden öffentlichen Beleuchtung. Aber auch das Thema Energiegemeinschaften wird diskutiert. Weiters ist angedacht, zu den bereits bestehenden Anlagen an allen öffentlichen Gebäuden Photovoltaikanlagen anzubringen.

Was macht Ihre Gemeinde besonders lebenswert?

Wir sind in der glücklichen Lage, in Ort im Innkreis über Kindernest, Kindergarten, Volksschule, leistbare Wohnungen, ein funktionierendes Vereinsleben, die Versorgung durch Bäcker, Metzger, Bank, Postpartner, Arzt, Tierarzt, unsere Wirte und viele andere Gewerbetreibende zu verfügen. Dies sind wichtige Voraussetzungen, neben dem Arbeitsplatz im Ort bzw. der näheren Umgebung, die heute in unseren Gemeinden nicht mehr selbstverständlich sind. Trotz der Lage an der Autobahn und im Nahbereich der Großbetriebe hat die Gemeinde Ort aber ihren lebenswerten und liebenswerten und dörflichen Charakter, auch wenn hier mittlerweile BürgerInnen aus 19 Nationen leben, bewahrt.

Wo sehen Sie Ihre Gemeinde in zehn Jahren?

Ich denke, dass sich die beabsichtigte Entwicklung des Wirtschaftsparks Reichersberg auch auf unsere Gemeinde auswirken wird. Das kann und wird hinsichtlich weiteren Zuzugs als Wohngemeinde oder bei der Ansiedelung von Firmen in unserem Gemeindegebiet für die Gemeinde finanziell positiv sein. In Hinblick auf nachfolgende Generationen hoffe ich, dass dies aber moderat geschieht. Unsere Nachkommen brauchen in Zukunft auch weiterhin Wiesen, Wälder, Bäche, Flüsse und Menschen, die einander kennen, die miteinander in dieser Umgebung leben, und nicht nur immer mehr und größere Betriebe in unserer Region.

Hätten Sie bei einer guten Fee einen Wunsch frei, was würden Sie sich für Ihre Gemeinde wünschen?

Ich gebe hier den Wunsch, der alljährlich von Schülern der Volksschule während ihres Besuchs bei mir im Gemeindeamt in den letzten zwölf Jahren vorgetragen wurde, an die gute Fee weiter: Ort braucht ein eigenes Schwimmbad!