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„Mit Freude das Richtige tun“

Andreas, Ilse und Günter Achleitner Foto: Biohof

01.05.2022

Ilse Achleitner im Gespräch über Biolandwirtschaft und die Idee der Biokiste

Ilse Achleitner ist auf einem Bauernhof aufgewachsen, besuchte die Handelsakademie und arbeitete ein paar Jahre bei einer Bank. „Ich wollte aber immer auf einem Bauernhof leben“, erinnert sie sich.Sehen Sie und Ihr Mann sich als Gründer des Biohofs Achleitner?Ilse Achleitner: Wir haben 1985 einen intakten Bauernhof am Rande der Donauauen von meinen Schwiegereltern übernommen, haben 1990 auf Bio umgestellt und 1996 den gewerblichen Betrieb gegründet. Schon seit 1990 gibt es einen Hofladen und einen Lkw für die Direktvermarktung. Das Gebiet war durch Überschwemmungen seit jeher sehr fruchtbar. Heute haben wir neben unserer Landwirtschaft in Pupping auch einen Vermarktungsbetrieb in Eferding mit vier Geschäftsbereichen: Biokiste (Hauszustellung von Biolebensmitteln), Biofrischmarkt (Bioladen), Biokulinarium (Restaurant) und einen Großhandel für Bio-Obst und Gemüse.Die Überschwemmungen der letzten Jahre haben Sie hart getroffen?Nach dem Hochwasser 1954 wurde die Donau reguliert und das Land vermehrt bebaut. Das Hochwasser 2002 brachte ein Umdenken. Damals hatten wir die ganze Vermarktung am Bauernhof. Weil wir künftig öfter mit Überschwemmungen rechnen müssen, suchten wir nach einem neuen Standort für unseren Betrieb. Den haben wir in Eferding gefunden. Die Adresse „Unter dem Regenbogen“ steht für den Neuanfang nach der Überschwemmung.Wann haben Sie sich für die Biolandwirtschaft entschieden?Umgestellt haben wir 1990, aber wir haben uns schon länger darauf vorbereitet. Ein wichtiger Impulsgeber war Onkel Hans, ein Onkel meines Mannes. Wir haben Kurse besucht, uns mit unserem Boden auseinandergesetzt und erkannt, wie kaputt unsere Böden waren. Heute kompostieren wir alle Abfälle, die bei der Aufbereitung vom Gemüse anfallen, denn dadurch werden die Nährstoffe, die wir dem Boden zuführen, gewissermaßen vorverdaut. Eine zweite wichtige Säule in der Biolandwirtschaft ist eine weitgestellte Fruchtfolge: Gemüse, Gründüngung und Getreide wechseln einander ab.Was passiert in der Landwirtschaft im Winter?Es gibt viele Biogemüsesorten, die man gut lagern kann, wie Weißkraut, Blaukraut und Kohl. Bei der Lagerung von Roten Rüben steigt sogar der Gehalt an Vitamin C. Durch die Verarbeitung von Weißkraut zu Sauerkraut wird es bekömmlicher und wertvoller. In unseren Gewächshäusern wachsen im Winter Vogerlsalat und Spinat und ab Jänner ziehen wir hier schon Häuptelsalat. Es gibt sehr interessante Forschungen zu Gemüsesorten und Salaten, die auch im Winter gut gedeihen. Hier lassen wir uns vielfältig inspirieren. Allerdings findet man im Winter bei uns keine Gurken aus dem Glashaus. Biogurken oder Biotomaten werden im Winter besser aus südlichen Ländern importiert, wo sie unter natürlichen Bedingungen gewachsen sind und wir gute Beziehungen zu unseren Partnerbetrieben pflegen.Die Biokiste, die bis vor die Haustüre geliefert wird, ist Ihre Erfindung?Nicht ganz – in Deutschland gab es bereits derartige Modelle. Entscheidend für uns war aber der Wunsch des Kirchdorfer Arztes und Vorsorgemediziners Dr. Herbert Bronnenmayer. Er empfahl seinen Patienten, mehr Obst und Gemüse aus biologischer Produktion zu essen, was in den 1990er Jahren nicht einfach war, denn es gab kaum ein Angebot. Weil ich damals schon unseren Biohofladen betrieb, meinte er: „Kannst du nicht jede Woche meinen Patienten ein Kisterl Gemüse und Obst vor die Türe stellen?“ Mein Mann und ich fanden den Gedanken toll, denn es ist keine sinnvolle Lösung, wenn Konsumenten zehn verschiedene Bauernhöfe anfahren müssen, um ihren Wocheneinkauf erledigen zu können. Zu uns liefern Dutzende Bauern und wir können die Biokisten passgenau zusammenstellen mit Obst, Gemüse, Kräutern und Produkten aus unserem Schlaraffenland, wo auch Käse, Fleisch und Wurst dazugehören. Von Supermärkten unterscheiden wir uns, indem wir direkt mit den Biobauern zusammenarbeiten. Wir wollen langfristig mit Bauern kooperieren, die auch mit bewirtschafteten Flächen von zehn oder 15 Hektar eine Lebensgrundlage haben sollen. Bei uns findet man vielleicht nicht das günstigste Bioprodukt, aber eine sehr hochwertige Qualität.Wie blickt der Biohof Achleitner in die Zukunft?Drei von unseren fünf Kindern sind schon im Betrieb tätig. Mein Mann und ich werden nächstes Jahr in Pension gehen, den Betrieb wird unser Sohn Andreas weiterführen. Er teilt unsere Vision von „100 % Bio“ und von enkeltauglichem Handeln. Wir sind überzeugt, dass das der Weg für eine zukünftige Gesundheit von Mensch und Natur sein muss.Wie ist Ihr Lebensmotto?Mit Freude das Richtige tun.Und wie weiß man, was richtig ist?Indem es nachhaltig ist. Unsere Enkel und Urenkel sollen unsere Ressourcen in einem guten Zustand vorfinden.   

Weitere Infos:

www.biohof.at