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Wenn Kinder trauern: ein liebevoller Ratgeber

Foto: Unsplash

16.10.2023

Trauerbewältigung durch offene Kommunikation, Rituale, Geduld, gemeinsames Gedenken, Reisen und mehr

Kinder können genauso intensiv trauern wie Erwachsene, auch wenn sie ihre Trauer oft anders ausdrücken. Ihre Trauer zeigt sich oft in kleinen Gesten, manchmal in Rückzug und manchmal in Wutausbrüchen. Aber wie können Eltern und Pädagogen Kinder in diesen schwierigen Zeiten unterstützen?

Wie können Erwachsene unterstützen?

Offene Kommunikation: Es ist wichtig, ehrlich und offen über den Tod zu sprechen. Metaphern, die das Kind verwirren oder verunsichern könnten, sollen unbedingt vermieden werden. Der Tod soll so einfach und konkret wie möglich beschrieben werden: „Er/sie ist gestorben“ ist oft besser als „eingeschlafen“ oder „von uns gegangen“. Es gilt: je klarer, desto besser.

Zur Trauer ermutigen: Jedes Kind trauert anders. Manche wollen reden, andere ziehen sich zurück. Manche weinen, andere sind wütend. Alle diese Reaktionen sind normal und sollten erlaubt sein. „Kinder brauchen genauso wie Erwachsene in unserer Trauer Menschen, die uns sagen, dass unsere Gefühle und die Art, sie auszudrücken, in Ordnung sind“, ermutigt Martin Dobretsberger, Bestatter und zweifacher Vater, zu einer behutsamen und ehrlichen Kommunikation.

An Weihnachten etwa wird der Verlust oft besonders spürbar. Foto: Bestattung Dobretsberger
An Weihnachten etwa wird der Verlust oft besonders spürbar. Foto: Bestattung Dobretsberger

Rituale schaffen: Rituale helfen Kindern, sich sicher und geborgen zu fühlen. Das kann etwas Einfaches sein, wie das Vorlesen einer Gutenachtgeschichte, das Anzünden einer Kerze für den Verstorbenen oder das Nachkochen eines bestimmten Lieblingsrezepts.
Geduldig bleiben: Kinder können immer wieder dieselben Fragen stellen oder die Geschichte wiederholt erzählen. Das ist völlig normal und ihre Art, das Geschehene zu verarbeiten. Oft fließen die Erlebnisse oder Themen auch in das tägliche Spielen ein.
Gemeinsames Gedenken: „Ein Erinnerungsalbum oder eine Schatzkiste mit verschiedenen Gegenständen, Fotos oder Ähnlichem können über viele Jahre ein wertvoller Begleiter durch die Trauer, hinein in eine liebevolle Erinnerung, sein.“, so Trauerredner Martin Dobretsberger.


Weihnachten - und du fehlst

Der Verlust wird besonders an Feiertagen, Jahrestagen oder Familienfesten spürbar. Gerade hier ist es wichtig, Raum und Zeit für Erinnerung zu schaffen, damit die Trauer verortet und so ein Feiern überhaupt möglich wird. Andernfalls kann die Frage auftreten, ob man denn überhaupt feiern darf, wenn doch Oma oder Opa gestorben ist.

An Weihnachten könnte man eine kleine Ecke mit Bildern, Briefen oder Gegenständen des Verstorbenen einrichten. Gemeinsam als Familie kann dieser Ort gestaltet werden und jeder, der möchte, kann dort einen Moment verbringen oder sich immer wieder einmal, alleine oder zusammen, dort aufhalten.

Bei Familienfesten wie Weihnachten kann eine (vorher vereinbarte) Zeit sinnvoll sein, in der jeder eine schöne Erinnerung oder Anekdote über den Verstorbenen teilt. Wichtig ist, dass schon vorher besprochen wurde, welcher Teil der Feier danach folgt, damit alle eine Orientierung haben, wann diese Runde stattfindet und wann sie endet.

Besonders für Kinder kann es hilfreich sein, zu besonderen Anlässen etwas zu basteln. Zum Beispiel ein Weihnachtsornament, das an den Verstorbenen erinnert, besondere Strohsterne oder anderen Baumschmuck, damit der oder die Verstorbene auch seinen besonderen Platz am Baum und damit in der Feier hat.

Sinnstiftendes Ritual

Kinder sollten die Wahl haben, ob sie an einer Trauerfeier teilnehmen möchten oder nicht. Es ist wichtig, ihnen vorher den Ablauf der Feier zu erklären, sodass sie wissen, was sie erwartet. „Sinnvoll ist es gerade für die Eltern, eine zusätzliche Begleitperson für die Kinder zu organisieren, zu der diese ein gutes Verhältnis haben, die allenfalls mit den Kindern die Feier verlassen kann, wenn es den Kindern zu lang wird. Somit können die Eltern weiter an der Trauerfeier teilnehmen und auch ihre eigenen Bedürfnisse wahren“, rät Martin Dobretsberger. „Die Möglichkeit, für Kinder an der Trauerfeier teilzunehmen beziehungsweise einen Beitrag zu leisten, hilft ihnen, den Tod besser zu verstehen und auf ihre Art Abschied zu nehmen“, so Dobretsberger. Kinder können in die Trauerfeier einbezogen werden, indem sie:
- ein Bild malen, das während der Feier gezeigt oder das auf den Sarg beziehungsweise die Urne gelegt wird.
- eine Kerze gestalten oder anzünden.
- ein Musikstück für die Feier auswählen.
- selbst musizieren, wenn das Kind möchte, und immer mit der Option, dass es in Ordnung ist, wenn es während der Feier doch nicht geht.
- Blumen oder Blütenblätter aus dem eigenen Garten für die Aufbahrung oder den Abschied am Grab mitbringen.

Mit Kindern ein gemeinsames Fotoalbum zu gestalten, kann bei der Trauerbewältigung helfen. Foto: Unsplash
Mit Kindern ein gemeinsames Fotoalbum zu gestalten, kann bei der Trauerbewältigung helfen. Foto: Unsplash

Gemeinsame Reise

Kinder trauern auf ihre Weise. Sie brauchen Raum, um ihre Gefühle auszudrücken, Antworten auf ihre Fragen und vor allem das Gefühl, nicht allein zu sein. Durch offene Kommunikation, liebevolle Rituale und bewusstes Gedenken können wir ihnen helfen, ihren Weg durch die Trauer zu finden. Es ist eine Reise, die wir gemeinsam mit ihnen gehen sollten; dadurch wird ihnen gezeigt, dass Liebe stärker ist als der Tod.

TRAUERREAKTIONEN IN VERSCHIEDENEN ALTERSPHASEN

Der Umgang mit Trauer variiert je nach Alter und Entwicklungsstufe des Kindes und hängt stark von der individuellen Reife jedes einzelnen Kindes ab. Die nachfolgenden Altersangaben sind daher nur eine grobe Einteilung, die dem besseren Verständnis dienen sollen.

Kleinkinder (0-3 Jahre):
Kleinkinder haben noch kein Verständnis für den Tod. Sie spüren jedoch die Emotionen der Erwachsenen um sich herum und können Unruhe, Schlafprobleme oder Appetitlosigkeit zeigen.

Vorschulkinder (3-6 Jahre):
In diesem Alter verstehen Kinder den Tod oft als temporär und reversibel. Sie können Fragen stellen und erzählen von dem Verstorbenen, als wäre er noch da. Ein klärendes Gespräch und einfache Erklärungen sind hier hilfreich.

Schulkinder (6-10 Jahre): Hier beginnen Kinder zu verstehen, dass der Tod endgültig ist. Sie können konkrete Fragen zum Tod stellen und zeigen ein Interesse an den biologischen Aspekten. Gleichzeitig können sie Schuldgefühle entwickeln, denken, sie hätten den Tod verursacht oder könnten ihn rückgängig machen.

Pubertät (10+ Jahre): In diesem Alter entwickeln Kinder ein tieferes Verständnis für den Tod. Sie können sowohl körperlich als auch emotional reagieren, oft mit intensiven Gefühlen von Traurigkeit, Wut oder Angst. In diesem Alter suchen Kinder oft nach tieferem Verständnis und finden manchmal Trost im Schreiben oder Zeichnen.