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„Die Fülle an Möglichkeiten sorgt bei vielen jungen Leuten für Orientierungslosigkeit!“

Gottfried Englbrecht Foto: Privat

03.12.2021

Gottfried Englbrecht, Ausbildungsleiter im BZL, über die aktuellen Herausforderungen für die junge Generation und die heimischen Betriebe sowie über die Notwendigkeit von praxisnahen Angeboten der Berufsorientierung.

Mehr als 300 Betriebe und zahlreiche Privatpersonen nutzen jährlich die Kurse und Schulungen des BZL, eines der größten öffentlichen Bildungszentren Österreichs. Wir haben mit Ausbildungsleiter Gottfried Englbrecht über die Situation auf dem Lehrstellenmarkt gesprochen.Hr. Englbrecht, warum sollten sich Jugendliche heutzutage für eine Lehre entscheiden?Gottfried Englbrecht: „Wir erleben immer wieder, dass Jugendliche, die eine Lehre starten, rasch an Selbstständigkeit und Reife gewinnen. Sie erlangen ein großes Vertrauen in ihre eigenen Stärken und das ist sehr viel wert. Die jungen Leute verdienen mit der Lehre ihr erstes eigenes Geld, sie wachsen mit ihren Aufgaben und erlangen in kurzer Zeit eine gewisse Unabhängigkeit.“Inwieweit hat Corona die Lehrstellensuche bzw. auch die Suche nach Lehrlingen verändert?„Durch die Lockdowns haben fast alle Firmen im letzten Jahr ihre Aufnahmeprozesse verlängert, teils bis in den Frühling oder Sommer hinein, weil die Bewerbungen so zögerlich kamen. Die lange Zeit des Homeschoolings und der Kontaktbeschränkungen hat außerdem zu großen Unsicherheiten bei den Jugendlichen geführt. Wir haben oft erlebt, dass vereinbarte Termine, zum Beispiel für einen Aufnahmetest, seitens der jungen Leute nicht wahrgenommen wurden. Das Gefühl der Hilflosigkeit und die Tatsache, dass lange Zeit gar keine verpflichtenden Termine außer Haus und Face to Face stattfinden konnten, haben bei ihnen wohl zu einer gewissen Lethargie geführt. Das sah man natürlich auch bei den Noten.Heute sieht die Situation so aus, dass die Betriebe dringend Nachwuchs suchen, ihre offenen Lehrstellen aber nicht besetzen können. Dazu trägt auch die demografische Entwicklung bei. Die Jugendlichen sind zahlenmäßig weniger geworden, was sich in erster Linie in der Wirtschaft niedergeschlagen hat, weniger in den Klassen.Zudem hat es Corona für Betriebe und Jugendliche erschwert, ,zueinander zu finden‘. Veranstaltungen wurden abgesagt, Tage der offenen Tür oder Schnuppertage waren und sind vielfach nicht möglich. Die jungen Leute hatten und haben es also sehr schwer, was die Berufsorientierung angeht, denn es gibt wenig praxisorientierte Angebote.“    

„Die Fülle an Möglichkeiten sorgt bei vielen jungen Leuten für Orientierungslosigkeit!“-2
Foto: FN Neuhofer

„Perfekt ausgerüstet für die Zukunft sind junge Menschen mit einer Ausbildung aus Theorie und Praxis – als Lehrling in einem innovativen, international tätigen Unternehmen mit motivierten und inspirierenden Mentoren. Als ein solches Unternehmen freuen wir uns, verschiedenste Lehrberufe in der Region anbieten zu können – vom ITSystemtechniker bis zum Mechatroniker, für Berufseinsteiger oder gerne auch für jene, die im zweiten Bildungsweg eine Lehre starten wollen. Interessierte laden wir zum Erleben und Entdecken sehr gerne jederzeit zu uns nach Zell am Moos ein.“

Franz Neuhofer, Eigentümer und GF FN Neuhofer, Zell am Moos


Worauf sollten Unternehmen besonders achten, die für qualifizierte Lehrlinge attraktiv wirken wollen? Auf welchen Kanälen sollten sie kommunizieren?


„Die Ansprache in digitalen Medien wird immer wichtiger. Doch es ist genauso wichtig, vielfältig aufzutreten und sich nicht nur auf einen Kommunikationsweg zu versteifen, denn auch die Eltern der Jugendlichen haben heute eine wichtige Mitsprache-Funktion und eine Beraterrolle.

Den Betrieben würde ich zudem raten, sich so gut wie möglich in die Jugendlichen hineinzuversetzen. Die junge Generation hat einiges drauf, sie tickt halt einfach anders als die Generationen davor, hat andere Vorbilder, andere Erfahrungen gemacht und ein anderes Wertesystem aufgebaut. Die richtige Kommunikation spielt da eine maßgebliche Rolle. Man sollte versuchen, sich gegenseitig zu verstehen und nicht zu verurteilen.

Viele sagen: Den jungen Leuten steht heute die ganze Welt offen, sie haben es so viel besser als die vorangegangenen Generationen. Und das stimmt ja auch: Es gibt heute jede Menge Angebote, eine Vielzahl an Berufen, Ausbildungen und Möglichkeiten. Das ist ein Segen, kann aber auch ein Fluch sein. Denn bei dieser Komplexität das Richtige für einen herauszufiltern, ist enorm schwierig. Umso wichtiger sind Orientierungshilfen.“

Welchen Tipp haben Sie für junge Leute, die eine Lehre starten möchten?

„Lasst euch nicht entmutigen, nehmt persönlichen Kontakt mit den Betrieben auf, die euch interessieren. Die Firmen werden niemanden abweisen, der ehrlich Interesse zeigt. Beweist Initiative, jetzt erst recht! Junge Leute wie ihr sind gefragt.“