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Finanz-Know-how wird vererbt

Sparen ist schon in jungen Jahren wichtig. Foto: colourbox.de

25.10.2023

Mehr als zwei Drittel der 16bis 60-Jährigen halten finanzielle Vorsorge für wichtig

Eine aktuelle Finanzvorsorge-Studie beleuchtet Unterschiede, Gemeinsamkeiten und Abhängigkeiten zwischen den Generationen und zeigt, dass mehr als zwei Drittel der 16-bis 60-Jährigen finanzielle Vorsorge für wichtig halten, aber immer weniger Menschen konkrete Maßnahmen treffen.

„Finanzielle Vorsorge ist den in Österreich lebenden Menschen ein wichtiges Anliegen, doch tatsächlich treffen immer weniger der Befragten konkrete Maßnahmen. Vor allem ist aber auch ein Wissensdefizit bei Finanz- und Veranlagungsthemen zu beobachten. Finanzwissen darf kein Privileg weniger sein, umso wichtiger ist der möglichst einfache Zugang zu entsprechender Bildung und Beratung“, erklärt Peter Eichler, Vorstand für Personenversicherung bei der Uniqa Insurance Group AG, bei der Präsentation der Ergebnisse der Finanzvorsorge-Studie, die von Uniqa und Raiffeisen Versicherung in Auftrag gegeben wurde.

Finanzbildung ist ein wesentlicher Aspekt, um selbstständig und verantwortungsvoll Entscheidungen treffen zu können und somit ein möglichst sorgenfreies und selbstbestimmtes finanzielles Leben zu führen. Ob Pensionslücken oder Altersarmut bei Frauen, wenn Menschen das Knowhow haben, ihre Handlungen und deren finanzielle Auswirkungen kompetent einzuschätzen, ist das eine wichtige Voraussetzung für eine gut überlegte und reflektierte Entscheidung“, ordnet Univ.-Prof. Bettina Fuhrmann die Ergebnisse aus wissenschaftlicher Perspektive ein. Univ.-Prof. Fuhrmann ist Leiterin des Instituts für Wirtschaftspädagogik sowie Gründerin und Leiterin des Zentrums für Finanzbildung an der Wirtschaftsuniversität Wien, das im September 2023 eröffnet wurde.

Maßnahmen für finanzielle Vorsorge

Mehr als zwei Drittel (71 Prozent) der Befragten zwischen 16 und 60 Jahren halten finanzielle Vorsorge für wichtig. Gleichzeitig sinkt der Anteil an Personen, die bereits konkrete Maßnahmen für ihre finanzielle Vorsorge getroffen haben.

2021 lag dieser noch bei 44 Prozent, 2022 bei 41 Prozent und 2023 nur noch bei 37 Prozent. Nur die Hälfte (52 Prozent) der befragten Personen gibt auch an, zu wissen, wie und wo man sich entsprechend informieren kann.

Über alle Generationen hinweg schätzen etwa 30 Prozent das eigene Wissen zu Finanz- bzw. Veranlagungsthemen als niedrig ein. Die sogenannte Gen Z (16 bis 27 Jahre) ist hinsichtlich der finanziellen Vorsorge am unschlüssigsten, nur zwei von zehn (20 Prozent) haben schon konkrete Vorsorge-Maßnahmen getroffen. Lediglich vier von zehn (40 Prozent) Vertreterinnen und Vertreter der Gen Z verfügen über geeignete Informationsquellen für finanzielle Vorsorge.

22 Prozent sagen: „Ich bin jung und habe dafür noch Zeit.“ Bereits ein Drittel der Befragten zwischen 16 und 60 Jahren (34 Prozent) gibt an, über zu wenig Geld oder Einkommen für finanzielle Vorsorge zu verfügen. Dieser Anteil ist tendenziell steigend (2022: 31 Prozent). „Es ist zwar nachvollziehbar, dass jüngere Menschen weniger an ihre Altersvorsorge denken und sich noch kaum darum kümmern. In finanzieller Hinsicht ist das aber nicht richtig. Je früher man beginnt, desto besser“, kommentiert Eichler. „Es ist daher wichtig, das Bewusstsein für die Bedeutung einer angemessenen und langfristigen Zukunftsvorsorge zu steigern. Schließlich kann man auch mit kleineren Beiträgen über viele Jahre hinweg vorsorgen.“

Schon 50 Euro sind Anfang

Univ.-Prof. Fuhrmann betont: „Leider ist der Zinseszinseffekt für viele ein Buch mit sieben Siegeln. Sie können sich daher nicht vorstellen, wie sehr sie von diesem Effekt profitieren könnten, wenn sie schon injungen Jahren regelmäßig etwas Geld auf die Seite legen und risikobewusst anlegen, selbst wenn es nur Beträge wie 50 oder 100 Euro pro Monat sind. Erst durch konkrete Rechenbeispiele, die sich an realen Daten orientieren, kann der Effekt für viele nachvollziehbar werden.“

Gen Z profitiert von Familie

Foto: pexels.com
Foto: pexels.com

Im Generationenvergleich profitiert die Gen Z am meisten von Beiträgen zur eigenen finanziellen Vorsorge durch ihre Eltern oder auch Großeltern.

Bei knapp zwei Dritteln wird bzw. wurde sie zumindest teilweise von den Eltern übernommen (Gen Z 63 Prozent, Gen Y 29 Prozent, Gen X 16 Prozent, Baby Boomer zwölf Prozent), bei über einem Drittel der jungen Generation (36 Prozent) sogar komplett oder zum Großteil.

Bei der älteren Generation X zahlten hingegen nur bei sechs Prozent die Eltern den Großteil der Vorsorge. Bei der Hälfte (48 Prozent) der jüngsten befragten Generation Gen Z kommen oder kamen auch die Großeltern für einen gewissen Teil der finanziellen Vorsorge auf (Gen Y 19 Prozent, Gen X neun Prozent, Babyboomer fünf Prozent).

Unterstützung notwendig

Ein Viertel (25 Prozent) der 16bis 60-jährigen Befragten hat von den Eltern eine größere finanzielle Unterstützung bekommen, hier zeigen sich keine Unterschiede bei den Generationen Z, Y und X.

Allerdings erwarten sich drei von zehn Mitglieder (28 Prozent) der Gen Z noch weitere größere finanzielle Unterstützung von den Eltern, was deutlich über dem Schnittliegt (Gen Y 13 Prozent, Gen X acht Prozent). Überdurchschnittlich hoch sind auch die entsprechenden Erwartungen der jüngsten befragten Generation an die Großeltern.

Einig sind sich sechs von zehn Befragten, die bereits größere finanzielle Unterstützung von den Eltern bzw. Großeltern bekommen haben oder noch erwarten. Ohne diese hätten sie sich bestimmte Anschaffungen nicht leisten können. Die Hälfte (49 Prozent) dieser Personen ist auch der Meinung, dass diese Unterstützung notwendig ist, um sich Wohnungseigentum finanzieren zu können.

Anlagen weitervererben

Die mit Abstand am häufigsten genutzten Anlageformen über alle Generationen hinweg sind Sparkonten oder Sparbücher, immerhin sechs von zehn Personen (57 Prozent) unter den 16bis 60-Jährigen verwenden diese. Bargeld (37 Prozent) liegt mit Lebens- und Pensionsversicherungen (36 Prozent) etwa gleichauf auf dem zweiten Platz. Fast die Hälfte der Vertreter:innen aus Gen Z (49 Prozent), die Anlageformen nutzen, setzt dabei auf genau oder größtenteils dieselben Anlageformen wie ihre Eltern. Unter den Babyboomern geben das hingegen nur 17 Prozent an, aber auch bei der Generation X sagen das nur zwei von zehn Personen (22 Prozent).

Geld ist Familienthema

Am stärksten vertrauen die in Österreich lebenden Menschen bei finanzieller Vorsorge über alle Generationen hinweg der eigenen Partnerin oder dem eigenen Partner, den Eltern und den eigenen Kindern (sofern man selbst Kinder im Alter von mindestens 15 Jahren hat).

Das gilt auch für die Gen Y und Gen Z, wenngleich diese ein deutlich höheres Vertrauen in eine Vielzahl an Informationsquellen zeigen. Interessant ist, dass bei der jungen Generation Z Versicherungen und Versicherungsberatende beim Vertrauen mit 27 Prozent deutlich vor Finanz-Influencerinnen und -influencern (17 Prozent) oder auch Social Media (16 Prozent) liegen.

„Bei Finanzwissen vertrauen die Österreicherinnen und Österreicher der Familie, auch wenn es sich manchmal nur um vermeintliches Finanzwissen handelt. Das ist gewissermaßen ein Teufelskreis, denn dementsprechend wird auch weitervererbt, welche Anlageformen verwendet werden. Doch Sparbücher, Konten oder Bargeld sind kein Weg, um Vermögen aufzubauen und für die Zukunft vorzusorgen. Das Vertrauen in die eigene Familie ist ein hohes Gut, doch bei den Finanzen sollte professionelle Beratung hinzugezogen werden, gerade damit die Familie langfristig auch wirklich optimal abgesichert ist“, kommentiert Eichler.

Univ.-Prof. Fuhrmann hebt hervor: „Wir sehen in vielen Untersuchungen, dass die Familie den bei Weitem größten Einfluss auf die Entwicklung der Finanzbildung der Kinder und Jugendlichen hat. Das ist ein Startvorteil für diejenigen, deren Eltern ein hohes Maß an Finanzbildung haben und auch mit ihren Kindern über Geldthemen sprechen. Gleichzeitig ist es ein massiver Nachteil für diejenigen, deren Eltern selbst wenig Finanzbildung haben oder sich einfach keine Zeit nehmen, mit ihren Kindern über Geldthemen zu sprechen. Umso mehr Einfluss haben dann Peers der Jugendlichen, soziale Medien oder Werbebotschaften auf den Umgang mit Geld - sehr oft nicht zu deren Vorteil.“

Ein Fünftel hofft aufs Erbe

„Unter den Babyboomern sind über drei Viertel (77 Prozent) der Meinung, dass jeder Mensch für seine finanzielle Vorsorge selbst verantwortlich ist, unter der Gen Z nur gut die Hälfte (55 Prozent). Die Gen Y (31 Prozent) und besonders die Gen Z (36 Prozent) sehen signifikant häufiger die Eltern in der Verantwortung für die finanzielle Vorsorge der Nachkommen wie auch die Großeltern (Gen Y zwölf Prozent, Gen Z 20 Prozent)“, berichtet Martina Oberrauch, Studienleiterin und Senior Research Consultant beim Marktforschungsinstitut MindTake Research, das die Studie durchführte.

Überhaupt bewertet die Gen Z das Thema im Generationenvergleich häufiger als gesamtfamiliäres Thema (Gen Z 26 Prozent, Gen Y 21 Prozent, Gen X 17 Prozent, Baby Boomer 13 Prozent).

Ein knappes Fünftel (18 Prozent) der Gen Z investiert derzeit nicht viel in die eigene finanzielle Vorsorge, weil es davon ausgeht, später einmal etwas zu erben oder vorzeitig geschenkt zu bekommen. Ein Viertel der jüngsten befragten Generation tut dies auch nicht, weil es davon ausgeht, später genug zu verdienen.

Finanzbildung wichtig

Rund neun von zehn der Befragten zwischen 16 und 60 Jahren stimmen zu, dass Kin- und Jugendliche das Grundwissen im Bereich Finanzthemen von den Eltern (86 Prozent) und von der Schule (86 Prozent) vermittelt bekommen sollten.

Knapp die Hälfte (48 Prozent) gibt an, dass dieses Finanzwissen bereits in der Unterstufe vermittelt werden sollte, 20 Prozent plädieren sogar für das Volksschulalter. Knapp drei Viertel (73 Prozent) der befragten Personen sagen, ganz gleich welcher Generation sie angehören: Ich wünschte, ich hätte schon als Kind bzw. in der Jugend mehr Grundwissen über Finanzthemen vermittelt bekommen.